Judith Brunschwiler
Alles, was nach Alkohol roch, empfand Judith Brunschwiler früher als Gestank. Heute betreibt die gelernte Arzthelferin in Oberuzwil eine Edelbrandbrennerei. Als anerkannte Jurorin sind ihre Nase und ihr Gaumen regelmässig bei internationalen Verkostungen gefragt. Die Leidenschaft für Hochprozentiges kam nach der Heirat durch den Schwiegervater. Er war es, der sie in die Materie einführte und bei ihr das Interesse für die verschiedenen Destillate weckte.
«Ich wollte mehr wissen, habe Kurse besucht und der Edelbrand-Virus hat mich gepackt!»
Heute stellt Judith Brunschwiler nicht nur Fruchtbrände wie Kirsch, Zwetschgen und Pflümli her, sondern experimentiert auch mit Gemüse. «Es gibt fast nichts, aus dem nicht ein Schnaps gebrannt werden kann.» Der Rüebli- oder Tomatenbrand ist in erster Linie für die Gourmetküche gedacht: «Zum Aromatisieren von Speisen. So wird etwa der Rüebligeschmack viel intensiver.» Ungläubig erinnert sich Judith Brunschwiler an ein Chicorée- destillat, das sie für einen Kunden produzierte. «Es schmeckte erdig, bitter und krautig.» Der Kunde lagerte dann den Schnaps aus den Chicoréewurzeln in einem Akazienfass. «Der Brand wandelte sich im Holzfass von einer Raupe zu einem Schmetterling. Er war fantastisch.»